Translate

Mt. Fitzroy

Tag 1:      El Chalten - Laguna de los Tres - El Chalten (Trekkingstrecke: 26 km)

Alle sagen, Mai sei der schlechteste Monat für Patagonien. Kein Schnee. Kein Grün. Ich hatte bis jetzt aber Schnee, Grün, Orange, Rot, Gelb und Braun. Für den nächsten Tag sagte der Wetterbericht Nebel und Regen voraus. Deshalb fuhren meine Kollegen nicht mit mir nach El Chalten. Ich dachte aber, da kann ich ja Grau auch noch erleben, und fuhr trotzdem. Am nächsten Morgen sah ich keine einzige Wolke am Himmel. Und keine Touristen in dem Dorf. Wie so oft im Leben gilt: nicht zögern, einfach machen. 

Hauptstraße in El Chalten


Trotz der tiefstehenden Sonne nehme ich meine Sonnenbrille ab. Das will ich unverzerrt mit all meinen Sinnen erfassen: Sehen, Riechen, Fühlen, Schmecken, Tasten. 




Gletscher sind die wichtigsten Trinkwasserspeicher der Erde. Hier kann man aus ihren Flüssen trinken. Besseres Wasser wird man in ganz Südamerika nicht finden. 



Unterwegs blickt ständig Mt. Fitzroy zu mir hinunter, ...


... nur zu mir! Denn außer mir ist heute kein Mensch im Nationalpark. Zwischenzeitlich fühle ich mich wie Leonardo di Caprio bei seinem Waldlauf in "The Beach". 




Beim letzten Steilstück zur Lagune waren Weg und Stufen teilweise mit Eis bedeckt. Da ist Kreativität gefragt. Und gut gepolsterte Kleidung.



Ich blicke zurück. Sehe die zugefrorene Madre-Lagune und am Horizont den riesigen Viedma-See


Bei Sonnenuntergang komme ich an: Die zugefrorene Laguna de los Tres (1.215m) und Mt. Fitzroy (3.406m) direkt vor mir. 


Viel Vitamin B wie Berge


Ganz allein war ich dann doch nicht. Dieser Vogel sorgte für ein stimmungsvolles Lied.

Rostflanken-Spottdrossel

Tag 2:      El Chalten - Laguna Torre - El Chalten (Trekkingstrecke: 25 km)

Am Vormittag beginne ich meinen nächsten Trek, um den beeindruckenden Cerro Torre (3.128m) aus der Nähe zu bestaunen. 


Nach 1 Stunde höre ich plötzlich ein Geräusch. Es klopft. Ganz laut. Ich bleibe stehen. Da sehe ich ihn: einen Specht! Als kleines Kind habe ich immer versucht, mir vorzustellen, wie das wirklich klingt, wenn Woody Woodpecker seine Wohnung zimmert. Jetzt hole ich meine damals erhoffte Kindesfreude nach.

Magellanspecht (Männchen)

Ich habe eigentlich immer gedacht, Spechte wären viel kleiner. Das sind die europäischen auch. Dieser Magellanspecht ist der größte der Welt und wird bis zu 40cm groß.

Magellanspecht (Weibchen)

Baumhaus

Plötzlich kommen 2 Wanderer. Ich winke ihnen und deute begeistert auf den Specht. Schwer keuchend machen sie im Gehen schnell ein Foto und ziehen weiter. Ich bin sprachlos. Warum tun sich die Leute diese lange Wanderung an, wenn sie sie nicht erfahren wollen?! Wie im beruflichen Alltag treffe ich auch während meiner Reisen kaum Human Beings, sondern Human Goings. Immer zum nächsten Ziel, immer weiter, um nie anzukommen. Kaum jemand begreift, dass das Ziel da ist, wo man gerade ist. Ich esse Apfel und Banane und sehe dem Specht eine halbe Stunde lang zu. Welch außergewöhnliche Anatomie der wohl haben muss, um die Erschütterungen in seinem Kopf zu dämpfen...



Nach 4 Stunden erreiche ich die zugefrorene Laguna Torre. Ende des Treks. Hinten gipfelt die ganze Schönheit im Cerro Torre

Laguna Torre

Mit einem in die Lagune kalbenden Gletscher habe ich vor diesem Trek nicht gerechnet. Ich versuche deshalb, ihm von der Seite so nahe wie möglich zu kommen.


Und ich komme ihm so nahe, dass ich von oben darauf sehen kann. Es scheint, als hätte man seine Oberfläche mit Zimt bestäubt, um mir den Anblick noch mehr zu versüßen.



Der Cerro Torre aus der Nähe. Er gilt unter Bergsteigern wegen seiner glatten Granitwände und subantarktischen Wetterbedingungen als einer der schwierigsten Gipfel der Welt. 

Cerro Torre (3.128m)

Während ich auf den Cerro Torre schaue, stelle ich mir diese gigantische Eis- und Schneewüste direkt dahinter vor. Das Campo de Hielo Sur ist neben der Antarktis das größte Gletschergebiet auf der Südhalbkugel. 350km lang. 40km breit.

Satellitenaufnahme

Die Gletscherausläufe des Eisfelds Campo de Hielo Sur münden westlich in Pazifikfjorde, östlich in Andenseen wie diesem.


Eigentlich fruchtet die Berberitze nur bis März. Hier hält die Natur für die hiesigen Tiere auch noch Ende Mai eine süße Überraschung bereit. Auch für mich.

Buchsblättrige Berberitze (Calafate)

Während meines gesamten Treks ist mir dieser Hund gefolgt. 25 km. Er verschwand genauso wie er aufgetaucht ist. Aus dem Nichts.


Abends traf ich in einer Hotelbar auf Franzosen, die die gleiche Strecke gingen. Sie meinten, es sei ein sehr langweiliger Trek gewesen...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen